Pin-Up in einer IPv6-Adresse


Bei einem Whois-Lookup für die Adresse uni-stuttgart.de fiel mir eine merkwürdige IPv6-Adresse auf und ich glaube es geht um eine Art Pin-Up-Referenz:

Domain: uni-stuttgart.de
Nserver: dns0.uni-stuttgart.de 129.69.0.1 2001:7c0:7c0:0:0:0:babe:face

Die IPv6-Adresse, um die es hier geht, lautet also

2001:7c0:7c0:0:0:0:babe:face

Eine IPv6-Adresse gehört zum Domain Name System (DNS) und ist die Adresse für einen Rechner oder ein Rechnernetz im Internet. In diesem Fall gehört die Adresse zum Adressraum der Universität Stuttgart. Die Adresse gehört zu einem DNS-Nameserver, also zu einem Adressregister, den die Uni Stuttgart selbst betreibt, der sich also im Uninetz befindet.

Beim Blick über den Whois-Eintrag bin ich über den Schlussteil der Adresse gestolpert, das babe:face. Technische Symbolfolgen, die sich nicht an natürlicher Sprache orientieren, bringen nur äußerst selten sinnvolle Wörter hervor. Und dann gleich zwei?

Größere Netzbetreiber – dazu gehören auch Universitäten – bekommen nicht nur eine Internetadresse, sondern ein ganzes Adresspaket, und im IPv6 Adressraum sind das sehr viele Adressen. Die Uni Stuttgart verfügt deshalb über den gesamten Adressspace unterhalb von 2001:7c0:7c0::/48 und kann innerhalb dieses Adressraums die Adressen für ihre Dienste und Server selbst vergeben. Das bedeutet: babe:face ist kein Zufall.

Wenn man im Netz nach babe:face sucht, finden sich

Der Eintrag im Urban Dictionary führt mit dem Hinweis auf “babeface” als Synonym zu “babe” und “cutie” auf die Spur, die noch deutlicher wird, wenn nicht nach “babe:face”, also der direkt aus der IPv6-Adresse entnommenen Zeichenkette, sondern nach “babe face”, also nach beiden Wörtern ohne verbindenden Doppelpunkt. Eine weniger prüde Meta-Suchmaschine wie <searx.com> liefert zu diesem Suchstring schon auf der ersten Seite mit Ergebnislisten eine ganze Reihe von Pornoseiten. Etwas stärker oder jedenfalls anders gefilterte Ergebnisse liefert <google.de>, hier erscheinen

  • nochmal das Youtube-Video
  • die Kategorie “Babe Face” bei Getty Images, eine sehr merkwürdige Mischung aus Bildern von Tieren, Kleinkindern und leicht bekleideten jungen Frauen
  • Einen Netzartikel mit der Bildunterschrift ‘Waschbrettbauch und “Babe-Face”: Mesut Özil und Manuel Neuer als Sexsymbole der WM’
  • eine Yelp-Bewertung für ein “Wimpernstudio” in Campbell, California
  • ein Case für das Iphone 5 mit einer blonden Frau (Amazon) und der SEO-Produktbezeichnung “Hot Women Model Blondes Sexy Babes Face Eyes”
  • Bilder von sehr leicht jungen Frauen und einem leicht bekleideten jungen Mann bei der Agentur Shutterstock

Die Ergebnisse für babe face weisen also in keine eindeutige, aber doch in eine Richtung. Nicht der klischeehafte Babe-Kalender in der Autowerkstatt, aber eine Referenz auch dorthin. Nur dass hier nicht hinten in der Werkstatt, und nichtmal am Eingang, sondern im öffentlichen Adressverzeichnis ausgestellt wird. Das Babe wird also einerseits superoffen ausgestellt, andererseits erscheint es nur als Referenz und wird noch in der IPv6-Adresse als ‘babe:face’ technisch verklausuliert.

Eine direkte Anfrage an die Kolleg*innen blieb leider unbeantwortet.